Ein Bericht der Lahrer Zeitung
Autor: Laura König
Die Mitglieder des Schützen-Musikvereins Kippenheimweiler stecken wegen der Pandemie nicht den Kopf in den Sand, sondern haben sich dazu entschieden, dennoch gemeinsam zu musizieren. Mit viel Aufwand haben sie ein Video erstellt, das ab dem 24. Dezember auf der Homepage www.smvk.de sowie auf YouTube zu sehen sein wird.
Unter der musikalischen Leitung von Thomas Hertenstein sind zwei neue Weihnachtsstücke einstudiert worden. Dabei hat jeder Musiker seine Stimme selbständig geprobt und aufgenommen. Die Aufnahmen wurden mit Bild- und Videomaterial aus Kippenheimweiler kombiniert.
Verantwortlich für die Umsetzung sind Thomas Hertenstein, Thomas Schlenker und Andreas Stephan. Die drei Initiatoren blicken auf ein turbulentes Jahr zurück. Bis auf das Frühjahrskonzert mussten alle Veranstaltungen abgesagt werden. „Wir haben uns viele Gedanken darüber gemacht, was man tun kann“, erzählt Stephan. „Wir waren nicht bereit, faul zu sein. Irgendwann kam uns die Idee, Videos zu erstellen.“ Zwei Videos sind bereits veröffentlicht worden. Eines über das Maiwecken, bei dem der Verein normalerweise musizierend durch Wylert zieht, was in diesem Jahr aber nicht möglich war – stattdessen wurde das erste Video erstellt. Die Musiker spielten ihre Partien zu Hause ein, dies sei dann zusammengeschnitten und mit Bildern und Videos der Musiker von Wylert kombiniert worden. Das zweite Video ist ein Playback als Rückblick auf die 650-Jahr-Feier des Stadtteils.
Nachwuchswerbung ist zurzeit erschwert
Das Ganze sei durchaus eine Herausforderung. „Es ist schwierig, die Mitglieder bei Laune zu halten, am Instrument zu bleiben“, sagt Stephan. „Wenn man lange nicht spielt, verliert man an Fingerfertigkeit, dann vergeht auch die Lust am Musizieren“ Eine weitere Herausforderung sei die Förderung des musikalischen Nachwuchses. Eine Ausbildung durch Online-Unterricht sei längst nicht so konsequent wie mit persönlichem Kontakt.
Der Verein bestehe aus etwa 45 Musikern, im Jugendbereich 15. Schon während des ersten Lockdowns hatten sich die Musiker zur Probezeit online getroffen. Doch seit einem Jahr habe es kaum Neueinsteiger gegeben, die öffentliche Werbung sei erschwert worden. „Wir stehen vor zwei Herausforderungen“, sagt Stephan. „Die Mitglieder bei Laune zu halten, dass sie nicht wegfallen, aber auch neue zu gewinnen.“
Hertenstein freut sich über das Video-Projekt. Viele Musiker würden engagiert mitarbeiten. Er ist derzeit als Vizedirigent tätig, da ein neuer Dirigent noch gesucht wird. Er stammt aus einer musikalischen Familie, hat das Jugendorchester geleitet und schon reichlich musikalische Erfahrung gesammelt. „Mit den Videos ist es anders als gewohnt“, sagt er.
„Normalerweise hat ein Dirigent Gestaltungshoheit, die Musiker passen sich ihm an, aber das ist nun kaum möglich. Die Musiker haben nun eine professionelle Aufnahme von einem Orchester im Ort und müssen diese nachspielen. Kein Dirigent steht vor ihnen. Sie sind jetzt eigenverantwortlich.“
„Wir haben nicht den Anspruch an musikalische Perfektion“, sagt Hertenstein. „Es wird nie so sein, wie wenn alle in einem Raum zusammen sind. Aber es ist eine Kunst für sich, das zusammenzubringen.“
Die Video- und Bildbearbeitung hat Schlenker übernommen. Der gebürtige Lahrer kam über die kirchliche Schiene zum Musikverein. „Es steckt viel Arbeit dahinter“, sagt er. „Natürlich macht es einen großen Unterschied, ob man die Musiker live hört oder von jedem einzelnen die Stimme. Aber das Ergebnis wird sowohl hörens- als auch sehenswert sein.“